Vitamin-D-Mangel, Unverträg­lich­keiten und allergische Erkrankungen

Vitamine sind für den Körper lebens­notwendige Verbindungen. Sie werden in der Regel über die Nahrung aufge­nommen, da sie nicht oder nicht in aus­reichendem Maße vom Stoff­wechsel gebildet werden können. Vitamin D unterscheidet sich dies­bezüglich von anderen Vitaminen. Es kommt zwar in einigen Lebens­mitteln vor, beispiels­weise fettem Meeres­fisch, die Versorgung wird aber in erster Linie durch die körper­eigene Bildung in der Haut sichergestellt. Das funktioniert allerdings nur, wenn diese UV-B-Strahlung ausgesetzt ist.

Leider ist die ausreichende Versorgung mit diesem Vitamin in weiten Teilen der Bevölkerung nicht immer gewähr­leistet. Im Folgenden erörtern wir, welche Konsequenzen ein Vitamin-D-Mangel hat und gehen dabei insbesondere auf die Rolle bei allergischen Erkrankungen und Lebens­mittel­unverträglich­keiten ein.

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Vitamin-D-Mangel als Gesundheits­problem


Um den Tages­bedarf zu decken, reicht es eigentlich, wenn die Hände im Sommer fünf Minuten lang der Sonne ausgesetzt sind. Zum Aufbau eines Vorrats für den sonnen­armen Herbst und Winter reicht diese kurze Zeit in der Sonne allerdings nicht. Bei regel­mäßigem Aufenthalt im Freien kann aber in der Regel genügend Vitamin D im Körper­fett einge­speichert werden, um für diese Zeit einen Puffer zu haben.

Zwischen November und Februar ist die UV-B-Strahlung laut Robert Koch-Institut (RKI) zu schwach, um Vitamin D in der Haut zu bilden. Der Winter ist lang und die Depots leeren sich auch im Idealfall bedrohlich, bis im Frühling die Sonnen­strahlung wieder das notwendige Niveau erreicht, um Vitamin D zu bilden.

Problematisch wird es dann, wenn bereits im Sommer die körper­eigenen Reservoirs nicht ausreichend befüllt werden oder Krank­heiten im Spiel sind. Vitamin-D-Mangel gilt als welt­weites Gesund­heits­problem, das besonders in Nord­europa stark ausge­prägt ist. In Deutschland sind etwa 30–40 % der Erwachsenen betroffen. Noch gravierender ist die Situation bei älteren Menschen und Pflege­heim­bewohnern, wo 60–80 % einen Mangel aufweisen. Selbst Kinder und Jugendliche sind nicht ausge­nommen – vor allem während der Winter­monate.

Einer der Haupt­gründe für Vitamin-D-Mangel dürfte der unzu­reichende Aufenthalt im Freien durch geänderte Lebens­gewohn­heiten sein.

Schadet Sonnen­creme der Bildung von Vitamin D?
Sonnenschutz kann wirkungsvoll der Entstehung von Haut­krebs vorbeugen. Der Strahlungs­anteil, der für Haut­rötungen verantwortlich ist, überschneidet sich allerdings mit dem Anteil, der für die Bildung von Vitamin D benötigt wird. Theoretisch kann also die Verwendung von Sonnen­schutz mit hohem Lichtschutz­faktor die Bildung von Vitamin D hemmen. Allerdings wird auch mit Sonnen­schutz mehr als genügend Vitamin D gebildet, wenn man sich ausreichend lange im Freien aufhält. Hier ist es hilfreich einen dem Hauttyp angemessenen Kompromiss zu finden, oder Vitamin D ergänzend in der dunklen Jahreszeit einzunehmen. Sonnen­brand zu vermeiden, hat zum Schutz vor Hautkrebs immer Priorität!


Wie finde ich heraus, ob ich einen Vitamin-D-Mangel habe?


Ein Vitamin-D-Mangel kann sich durch viele verschiedene Symptome äußern:
  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Muskel- und Knochen­schmerzen
  • erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
  • depressive Verstimmungen, besonders in der dunklen Jahreszeit
  • Haarausfall
  • verminderte Knochen­dichte
Da viele dieser Symptome auch andere Ursachen haben können, sollte man den Vitamin­status beim Arzt mit Hilfe eines Blut­testes überprüfen lassen. Ein Mangel liegt vor, wenn die Konzentration im Blut unter 50 nmol/L (20 ng/mL) fällt. Bei Werten zwischen 50-75 nmol/L (20-30 ng/mL) spricht man von einer suboptimalen Versorgung, die je nach individueller Situation ebenfalls behandlungs­bedürftig sein kann.


Gesunde Knochen – die Rolle von Vitamin D für den Calcium­stoff­wechsel


Der Körper braucht Vitamin D, um Calcium aus der Nahrung aufzunehmen. Wenn er das nicht kann, greift er stattdessen auf Calcium zurück, das in den Knochen gespeichert ist, was sich bei lang­fristiger Unter­versorgung negativ auf die Knochen­gesundheit auswirkt.

Trotz allem sind Vitamin-D-bedingte Knochen­erkrankungen bei ansonsten gesunden Menschen auch in einem Vitamin-D-Mangel-Land eher selten. Das Thema Knochen­gesund­heit soll an dieser Stelle aber gar nicht weiter vertieft werden.

Wir möchten die Rolle von Vitamin D bei allergischen Erkrankungen und Lebens­mittel­unverträglich­keiten beleuchten.


Vitamin-D-Mangel bei allergischen Erkrankungen


Menschen, die an verschiedenen chronischen allergischen Erkrankungen leiden, sind häufig nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. Dies kann zum einen daran liegen, dass sie sich aus gesund­heitlichen Gründen seltener im Freien aufhalten (z. B. Pollen­allergiker oder Asthmatiker), aber auch an einer beein­trächtigten Aufnahme. Hier sind insbesondere Menschen mit einer Malabsorption gefährdet, beispiels­weise aufgrund von chronisch entzünd­lichen Darm­erkrankungen (z. B. Morbus Crohn oder Zöliakie).

Auf die wichtige Rolle von Vitamin D für die Knochen­synthese sind wir oben bereits kurz eingegangen. Interessanter­weise zeigen zahl­reiche experimentelle Befunde auch einen Zusammen­hang zwischen allergischen Erkrankungen und Knochen­schwund (Osteoporose). Viele allergische Erkrankungen z. B. Asthma, Ekzeme, chronische Atem­wegs­erkrankungen oder auch Pollen­allergien sind Risiko­faktoren für Osteoporose. Ursprünglich vermutete man, das die verringerte Knochen­dichte eine Folge einer Lang­zeit­einnahme von Steroiden sein könnte, die häufig zur Behandlung eingesetzt werden.

Neue Studien zeigen aber, dass systemische Entzündungs­reaktionen, wie sie bei allergischen Erkrankungen auftreten, auch die Knochen­synsthese negativ beein­flussen können.


Vitamin D, Lebens­mittel­unverträglich­keiten und Mast­zellen


Bei allergischen Entzündungen bzw. pseudo­allergischen Reaktionen (z. B. Histamin­intoleranz) wird eine Vielzahl an Verbindungen aus verschiedenen Blut­zellen, bspw. Basophilen, Mastzellen, Eosinophilen, Neutrophilen oder Lymphozysten freigesetzt. Zu den freige­setzten Verbindungen zählen u.a. Zytokine, Histamin, reaktive Sauerstoff­spezies, Chemokine oder Lipide, die als Mediatoren für immunologische Reaktionen und Entzündungs­prozesse dienen.

Mast­zellen nehmen in diesem Schema eine wichtige Rolle ein, sie sind zum einen ein zentraler Akteur bei allergischen Reaktionen, spielen aber auch eine Rolle im Knochen­metabolismus.

Sie kommen in vielen Geweben vor, beispiels­weise im Darm, in Schleim­häuten oder der Haut. Sie sitzen dort strategisch platziert in der Nähe von Nerven­enden oder Gefäßen und warten nur darauf, in ihnen gespeicherte Boten­stoffe zur Abwehr einer Gefahren­situation freizu­setzen.

Mastzellen haben wie viele andere Zellen im Körper einen Vitamin-D-Rezeptor und das Vitamin könnte deswegen ein verbindender Faktor zwischen den beiden augen­scheinlich nicht zusammen­hängenden Erkrankungen sein. Viele genaue Zusammen­hänge sind nach wie vor im Unklaren.

In Tierversuchen wurde beispiels­weise beobachtet, dass IgE-vermittelte allergische Reaktionen heftiger ablaufen, wenn man in ihnen bestimmte Vitamin-D-Rezeptoren deaktiviert.

Auch Mastzellen leiden unter einer Vitamin-D-Mangel­situation. Das Vitamin ist wichtig, um ihre Stabilität zu gewähr­leisten. Bei einem schweren Defizit können ihre Entzündungs­mediatoren im schlimmsten Fall sogar freigesetzt werden, ohne dass dazu ein äußerer Reiz (z. B. durch Antikörper) notwendig wäre. Vitamin D wirkt also als Mastzell­stabilisator.

Das beschriebene Szenario tritt beispiels­weise bei der Nessel­sucht auf, wo es durch die Degranulierung von Mastzellen und der darausfolgenden Freisetzung von Histamin zu Haut­reaktionen kommt. Deswegen diskutiert man die Gabe von Vitamin D als Therapie­option für diese Erkrankung. Auch bei den Krankheits­bildern Histamin­intoleranz oder Mastozytose kann es zu einer unspezifischen Freisetzung von Entzündungs­mediatoren kommen.

Andere allergische Erkrankungen könnten ebenfalls von einer Behandlung mit Vitamin D profitieren, so beobachteten Forscher bei ausreichend hohem Spiegel ein selteneres Auftreten von Asthma­attacken im Winter. Man konnte auch einen Zusammen­hang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und dem Risiko für entzündliche Darm­erkrankungen beobachten.


Positive Wirkung von Vitamin D bei allergischen Erkrankungen


Die Forschung hat einige interessante Eigenschaften beobachten können. Es:
  • reduziert Entzündungen
  • reduziert Synthese IgE
  • reduziert eosinophile Aktivität
  • erhöht die Synthese von entzündungs­hemmenden Botenstoffen (IL-10)
Auch wenn der Vitamin-D-Mangel nicht die Ursache für die allergischen Erkrankungen und Unverträglich­keiten ist, so zeigt sich doch, dass ein Mangel die Stärke der Reaktionen steigern kann. Viele Betroffene haben einen kritisch niedrigen Vitamin­spiegel und können von Vitamin D profitieren.


Welches Präparat sollte man einnehmen?


In einigen Fällen (insbesondere bei Erkrankungen) kann es notwendig sein, Vitamin D einzu­nehmen. Diese Frage hängt stark von der Diagnose­stellung Ihres Arztes ab. Prinzipiell gilt Vitamin D3 (Cholecalciferol) zur Vorbeugung eines Vitamin-D-Mangels als besser geeignet als Vitamin D2 (Ergocalciferol).

Wenn der Vitamin-D-Spiegel kritisch niedrig ist, wird der Arzt hoch­dosiertes Vitamin verordnen, um den Spiegel schnell anzuheben. In der Regel erfolgt dann nach etwa 6–12 Wochen eine Kontroll­untersuchung, um zu bestätigen, dass die Behandlung Erfolg hat.

Bei einer beeinträchtigten Aufnahme des Vitamins durch Malabsorption kann auch eine intra­muskuläre Injektion notwendig sein, prinzipiell wird aber immer zuerst auf eine orale Einnahme gesetzt.

Hochdosiertes Vitamin D sollte man jedoch niemals auf eigene Faust einnehmen, da es sich im Körper zu stark anreichern – und auch heftige Neben­wirkungen haben – kann. Leider setzen viele Anbieter von Nahrungs­ergänzungs­mitteln auf viel zu hohe Dosen und bedenkliche Zusatz­stoffe, was unter anderem von Oekotest kritisiert wird.

Auf eigene Faust sollte man eine Tagesdosis von 20 Mikrogramm (800 I.E.) möglichst nicht überschreiten. Das Bundes­institut für Risiko­bewertung (BfR) stuft diese Menge bei eigen­mächtiger Einnahme als sicher ein.

Wenn man Sorgen wegen bestimmter Zusatz­stoffe oder Inhaltsstoffe hat (z. B. Carboxymethyl­cellulose, Süß­stoffe oder Lactose), kann man übrigens auf Präparate in Tropfen­form zurückgreifen, die lediglich ein Pflanzenöl und darin gelöstes Vitamin D enthalten.

Wenn es möglich ist, sollte man versuchen täglich etwas Zeit in der Sonne zu verbringen, dann kann man sich teure Präparate in der Regel sparen.


Fazit


Als gesunder Mensch, der sich ausreichend im Freien aufhält, ist man ausreichend versorgt und profitiert nicht von einer Einnahme von Vitamin D.

Bei bestimmten Erkrankungen (z. B. Allergien, schweren Unverträg­lich­keiten, entzündlichen Darm­erkrankungen, etc.) kann der Bedarf des Vitamins deutlich erhöht (oder die Aufnahme des Körpers stark einge­schränkt) sein. In diesem Fall sollte man unbedingt ärztlich abklären lassen, ob ein Mangel vorliegt und wie man ihm am besten entgegen­wirkt. In diesem Fall kann Vitamin D ein Baustein sein, mit dem man den Gesund­heits­zustand stabilisieren kann.

Eine hochdosierte Einnahme ohne belegten Mangel sollte man vermeiden, da diese sogar mit Gefahren verbunden sein kann.


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Quellen:
P. Pludowski et al., Clinical Practice in the Prevention, Diagnosis and Treatment of Vitamin D Deficiency: A Central and Eastern European Expert Consensus Statement, Nutrients 2022, 14(7), 1483
R. Neale et al., The effect of sunscreen on vitamin D: a review, British Journal of Dermatology 181:5 (2019), 907–915
G. Murdaca et al., Mast Cells and Vitamin D Status: A Clinical and Biological Link in the Onset of Allergy and Bone Diseases, Biomedicines 2022, 10, 1877
https://www.oekotest.de/gesundheit-medikamente/Vitamin-D-im-Test-haeufig-zu-hoch-dosiert_15127_1.html (abgerufen 01/2025)
https://de.wikipedia.org/wiki/Mastzelle (abgerufen 01/2025)


Foto von Todd Rhines auf Unsplash