Erhöht Oxal­säure in Pflanzen­milch das Risiko für Nieren­steine?

Noch vor wenigen Jahren eher ein exotisches Produkt erfreuen sich pflanzliche Milch­alternativen heute einer unglaublichen Belieb­theit. Es gibt mittler­weile eine Viel­zahl an Sorten, darunter
  • aus Getreide: Hafermilch, Reismilch, Dinkelmilch
  • aus Hülsenfrüchen: Sojamilch, Erbsenmilch, Lupinenmilch
  • aus Nüssen: Mandelmilch, Haselnussmilch, Cashewmilch, Macadamiamilch
  • und anderen Quellen: Kokosmilch, Hanfmilch, Quinoamilch
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Jede Sorte hat einen eigenen und unverwechsel­baren Geschmack und eignet sich dadurch mal besser und mal schlechter für bestimmte Zwecke, z. B. im Kaffee oder Müsli. Weil der Geschmack dem der Kuh­milch nicht immer nahe kommt, lohnt es sich, verschiedene Sorten auszu­probieren, um herauszu­finden, welches Produkt am besten zu den eigenen Geschmacks­vorlieben passt.


Welche Gründe sprechen für die pflanzliche Milch­alternative?


Die Vorteile von pflanzlichen Milch­alternativen liegen auf der Hand: die teil­weise schlimmen Haltungs­bedingungen in der Land­wirtschaft und das damit verbundene Tierleid sind ein zur Genüge diskutiertes Argument für pflanzliche Lebens­mittel. Pflanzen­milch ist sogar ein veganes Lebens­mittel: im Glas landet schließlich nur eine pflanzliche Protein­quelle, Wasser und einige weitere Zusatz­stoffe.

Im Vergleich zur herkömmlichen Milch­produktion lässt sich sich Pflanzen­milch sehr ressourcen­schonend herstellen. Die Vieh­wirtschaft ist für etwa 15 % des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Der CO2-Fuss­abdruck der Pflanzen­produktion ist im direkten Vergleich um ein Vielfaches niedriger.

Auch Menschen mit einer Lactose­intoleranz greifen gerne auf Pflanzen­drinks zurück, weil sie von Natur aus keinen Milch­zucker enthalten.


Ist Pflanzen­milch geeignet für Menschen mit Nieren­erkrankungen?


Der Verzehr von Milch­alternativen ist auch für Menschen, die an Nieren­steinen leiden, interessant. Diese sind schließlich eine Möglich­keit, den Anteil an tierischen Proteinen in der Ernährung zu reduzieren. Die Ernährungs­empfehlungen raten aber auch zur reduzierten Aufnahme von Salz und Oxalaten. Doch ausgerechnet im letzten Punkt unter­scheiden sich die Milch­alternativen ungünstig von der Kuh­milch: Während der Oxalat­gehalt in Milch vernach­lässigbar gering ist, können pflanzliche Milch­ersatz­produkte durchaus beträchtliche Mengen an Oxalaten enthalten. Dies hängt jedoch stark ab vom verwendeten Ausgangs­produkt.


Ist Pflanzen­milch ein guter Calcium­lieferant?


Ein weiterer Punkt, dem Beachtung geschenkt werden sollte ist der Calcium­gehalt. Mehrere Studien zeigen, dass eine ausreichende Versorgung mit diesem Mineral das Risiko für symptomatische Nieren­stein­leiden deutlich reduzieren kann. Allerdings ist der Gehalt in pflanzlicher Milch nur sehr niedrig, weswegen die Hersteller in der Regel ihre Produkte mit Calcium anreichern. Nur so kommen die pflanzen­basierten Produkte beim Calcium­gehalt auf das gleiche Niveau wie tierische Milch. In ihrer natur­belassenen Form sind sie tatsächlich keine relevanten Calcium­quellen.


Einige Sorten sind bei Nieren­steinen bedenklich


Wir vergleichen den Oxalat­gehalt von Pflanzen­milch – bzw. Drinks, wie sie im Handel bezeichnet werden – anhand von drei Beispielen: Kokosdrink, Haferdrink und Mandeldrink.

Seit 2017 ist es verboten, pflanzliche Milch­ersatz­produkte als Milch zu bezeichnen. Die Hersteller dürfen deswegen den Begriff Milch nicht auf ihre Verpackungen drucken. Wir verwenden die Bezeichnung aber dennoch, weil es eher dem Sprach­gebrauch entspricht.

Mandeln enthalten einen sehr hohen Anteil an Oxalsäure und deswegen überrascht es nicht, dass auch die Mandel­milch in diesem Punkt eher schlecht abschneidet. Mandel­milch hat unter den pflanzlichen Milch­alternativen den höchsten Oxalat­gehalt und ist deswegen für Menschen, die an Nieren­steinen leiden, nicht geeignet.

Der Kokos­drink liegt vom Oxalat­gehalt eher am unteren Rand des Spektrums von Pflanzen­milch. Dadurch ist er ein interessanter Kandidat für Menschen, die auf ihre Oxalat­aufnahme achten müssen.

Die Hafer­milch zählt mit Sicher­heit zu den beliebtesten Sorten. Ihr Oxalat­gehalt liegt etwas höher als die vom Kokosdrink, aber deutlich niedriger als der von Mandelmilch. Allerdings ist der Protein­gehalt der letzten beiden Sorten eher gering. Als ergiebige Protein­quelle sind diese Produkte deswegen eher nicht geeignet.

LebensmittelOxalatgehalt pro 100 ml
Mandeldrink142 mg
Sojadrink2,6 mg
Haferdrink2 mg
Kokosdrink0,5 mg
Kuhmilch<0,4 mg
Tabelle 1: Oxalat­gehalt einiger ausgewählter pflanzlicher Milch­ersatz­produkte [Quelle: OxiPur].


Fazit


Pflanzen­milch hat viele interessante Eigen­schaften und erfreut sich deswegen stetig wachsender Beliebt­heit. Aus ernährungs­physiologischer Sicht muss man aber Abstriche gegenüber der Kuhmilch machen. Der Eiweißgehalt ist in der Regel deutlich niedriger und ohne Anreicherung mit Vitaminen oder Mineralien kann Pflanzen­milch nicht mit tierischer Milch mithalten.

Einige Sorten (z. B. Mandelmilch) enthalten einen extrem hohen Oxalat­gehalt und sind deswegen bei einem bestehenden Nieren­leiden oder anderen oxalat­bedingten Erkrankungen ungeeignet. Man sollte deswegen genau abwägen, auf welche Produkte man zurückgreift, da man sich sonst womöglich unbemerkt eine vermeidbare Oxalat­quelle in den Speise­plan holt. Viele gängige Sorten, beispiels­weise Hafer-, Kokos- oder Sojadrink sind hier besser geeignete Produkte, vor allem, wenn sie mit Calcium angereichert sind.

Wir haben in unserer App OxiPur Informationen zu vielen weiteren populären Milch­alternativen zusammen­getragen, damit man alle Informationen zur Hand hat, um für sich die geeignetste Wahl zu treffen.


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Quellen:
  1. J. Poore et al., Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers, Science 360 (2018), 987–992
  2. https://www.theguardian.com/­environment/­2023/­aug/18/­gigantic-power-of-meat-industry-blocking-green-alternatives-study-finds (abgerufen 09/2023)
  3. J. Borin et al., Plant-based milk alternatives and risk factors for kidney stones and chronic kidney disease, J Ren Nutr. 32(3) (2022), 363–365
  4. G. Ungerer et al., Examination of nutritional factors associated with urolithiasis risk in plant based meat alternatives marketed to children and infants, Journal of Pediatric Urology, 2023

Bild:
Foto von Austin Wilcox auf Unsplash